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Dienstag, 11. Januar 2011

Vergleich fondsgebundene Lebensversicherungen

Aufgrund der seit Jahresbeginn geänderten österreichischen Steuergesetze scheinen fondsgebundene Lebensversicherungen (FLV) für langfristig orientierte Aktienanleger interessanter geworden zu sein. Da ich keine brauchbare Übersicht kenne, habe ich mir zähneknirschend die Mühe gemacht die Webseiten der Anbieter mit Sitz in Österreich durchzusehen.

Unten vergleiche ich die Angebote, zuvor aber noch eine vereinfachte Beispielrechnung, die die Bedeutung der Spesen und sonstigen Kosten illustriert:
Annahme: Einmalerlag in Aktien 10000 Euro; Bruttoertrag 7% jährlich (p.a.) aus  3% Dividende + 2% reales Wachstum + 2% Inflation.
Das Vermögen nach 20 Jahren (nominal, also ohne Abzug der Inflation) ist dann:
  • bei direkter Anlage in Fonds (ETF) 29938 Euro nach KESt (angenommen Fondsgesamtkosten 0,3% p.a., vgl. unten Wunschliste Punkt 1; KESt 25% nur am Laufzeitende), vor KESt wäre das Ergebnis 36584 Euro. 
  • bei fondsgebunderner Lebensversicherung: 23716 Euro  (angenommene Spesen: 4% Versicherungssteuer + 6% Abschlussgebühr, 0,55% p.a. Verwaltungsgebühr + 1,5% p.a. Fondsgesamtkosten, vgl. weiter unten)
  • bei kostengünstiger fondsgebunderner Lebensversicherung: 33013 Euro (angenommene Spesen: 4% Versicherungssteuer + 6% Abschlussgebühr, keine.Verwaltungsgebühr,  0,3% p.a. Fondsgesamtkosten)
Anders gesagt ergibt sich ein realer Nettoertrag (nach Abzug von Inflation, Spesen und Steuern) von etwa 3,56% p.a. bei direkter Anlage, aber nur 2,37% p.a. in der FLV mit üblichen Spesen.
    Daraus ergibt sich folgende Wunschliste an die Anbieter von fondsgebundenen Lebensversicherungen:
    1. Niedrige Spesen insbesondere auch der Fonds, Gesamtkostenquote (TER = Total Expense Ratio) jedenfalls deutlich unter 1% p.a. für Aktienfonds und noch wesentlich weniger für Anleihefonds. Zum Vergleich: es gibt Aktienfonds (ETFs) mit TER unter 0,2% p.a., vgl. z.B. diese deutsche ETF-Liste.
    2. Flexibilität bei der Einzahlung wie auch die Möglichkeit der Laufzeitverlängerung, auch die Möglichkeit der (möglichst späten) Verrrentung.
    3. Eine ausreichende Auswahl an Fonds verschiedener Anlageklassen und die Möglichkeit zumindest gelegentlich einen kostenfreien Wechsel durchzuführen. 
    4. Eine übersichtliche Webseite des Anbieters, auf der man rasch und einfach sachliche Informationen findet.
    Woran ich kein Interesse habe: Garantien (wer Sicherheit will braucht nicht in Aktien zu investieren), aktives Management (das ist in aller Regel nur eine Ausrede um höhere Spesen verlangen zu können und bringt selten Nutzen für die Anleger), Dachfonds (eine sinnlose Schicht weiterer Spesen), Imagefolder und anderer Werbemüll.

    Nun folgt die Liste der Anbieter samt meiner Bemerkungen  Achtung: Folgendes ist natürlich keine Anlageempfehlung. Meine Bemerkungen sind aus der Sicht obiger Wunschliste, dabei selbstverständlich teilweise subjektiv und wohl auch unvollständig. (Es ist aber auch nicht die Aufgabe der Kunden lange nach Sachinformationen suchen zu müssen. Wenn  Spesen und andere wichtige Dinge nicht leicht zu finden sind, dann ist das ein guter Grund diese Anbieter zu meiden. Mein Geld ist mir zu schade um auf Verdacht zu investieren oder mich von Verkäufern bequasseln zu lassen bevor ich mir Basisinformationen beschaffen kann.). 

    • Allianz Etwas dürftige Informationen, z.B. ist nicht klar welche Fonds in Frage kommen (alle auf dieser Liste?). Dafür sind die TER halbwegs leicht auffindbar. Weitere Kosten bei Einmalerlag: 4% Versicherungssteuer + 6% Abschlussgebühr + 0,55% p.a. Verwaltungsgebühr (siehe §6). Diese Zahlen habe ich im Beispiel oben vewendet.
    • APK Versicherung Noch weniger Informationen auf der Webseite zu finden (Z.B.: fallen beim Fondskauf Ausgabeaufschäge an? Wenn ja, in welcher Höhe?). Wer aber weiss, dass Vanguard Indexfonds anbietet, freut sich deren S&P500 tracker auf der Fondsliste zu bemerken. Eigenartigerweise wird die günstige TER=0,3% auf der APK-Seite aber nicht erwähnt. Auch finde ich keine Möglichkeit, die Spesen z.B. des angebotenen Geldmarktfonds zu eruieren. Weitere Kosten siehe §22.
    • Bank Austria Versicherung Halbwegs informative Webseite, lange Fondsliste, aber: TERs finde ich nicht und die Fonds enthalten viele "Hausfonds" (Pioneer Invest gehört wie die Bank Austria zur Unicredit Gruppe)  
    • Basler Nur 6 Fonds, alle haben Managementgebühr (Teil der TER) > 1,4% p.a.
    • Bawag Versicherung Die Webseite ist mühsam. Nur 8 Hausfonds, die Aktienfonds haben Managementgebühr > 1,5% p.a. Weitere Spesen sind hier auf Seite 3 zu finden.
    • Donauversicherung  Spesen/TER kann ich nirgends finden, die Fondsübersicht ist unbrauchbar.
    • 3Banken Versicherung  Wohl die uninformativste Webseite unter allen Anbietern. [Update: die NÖ-Vers-Webseite ist wonöglich noch schlechter.]
    • Financelife  Umfangreiche Fondsliste, keine Übersicht der TER zu finden. Als Stichprobe habe ich die Aktienfonds mit 5 Sternen durchgesehen: TER 1,76%  bis 2,61%
    • Generali  Eine weitere unbrauchbare Webseite.
    • Grazer Wechselseitige Ganze 3 Dachfonds und ein Mischfonds
    • Helvetia: Die Webseite ist recht gut, die Fondsauswahl ist mäßig  (21 Fonds), TER sind nicht zu finden.  Weitere Kosten siehe §6.
    • Hypo-Versicherung Auch hier finde ich keine brauchbaren Informationen.
    • Merkur: Ganze 4 verschiedene Veranlagungen.
    • Niederösterreichische Versicherung  Ich nehme es zurück, die Drei-Banken-Versicherung hat doch nicht die schlechteste Webseite.
    • Nürnberger Versicherung  Einige dutzend Fonds zur Auswahl, TER sind nicht zu finden. 
    • Oberösterreichische Versicherung: Eine weitere unbrauchbare Webseite.
    • ÖBV: Auswahl 12 Fonds. Welche? Das wird nicht verraten.
    • SkandiaFondsauswahl über 100 Fonds, keine TER und auch sonst wenig Information..
    • S-Versicherung Noch eine mühsame Webseite.
    • Tiroler Versicherung Nur 1 Fonds.
    • Uniqa  Auch hier finde ich keine brauchbaren Informationen.
    • Victoria nur mit Garantie.
    • Vorarlberger Versicherung 13 (Dach-)fonds, wenig Informationen, keine TER.
    • Wr.Städtische  Einige dutzend Fonds, ohne TER, aber der monatliche Report (Dez.10) enthält immerhin die Managementgebühren der einzelnen Fonds. Kuriosität am Rande: eine Seite ist ein Fonds-ABC das die "wichtigsten Begriffe aus der Welt der Börse" darstellen soll - nur Fehlen sowohl die Begriffe "Steuer" und "KESt" wie auch "Spesen" und "TER". 
    • Wüstenrot 5 Fonds.
    • Zurich Auch hier finde ich nichts über Spesen und TER.
    Fazit: Es scheint nur ein einziger Anbieter (APK) Fonds mit vernünftigen laufenden Kosten im Programm zuhaben, und selbst dort werden diese Kosten nicht auf der Webseite zu finden.

    Fondsprofessionell nennt die Steuerreform ein "ein Geschenk für Versicherer", hoffen wir dass dieses Geschenk neue Anbieter animiert im Markt einzusteigen und Investments zu erträglichen Kosten zu ermöglichen. Anbieter die so gierig sind wie der Finanzminister - vgl. Beispielrechnung oben - oder gleich gar keine Informationen zur Verfügung stellen, werden zumindest mit mir kein Geschäft machen.

    4 Kommentare:

    Anonym hat gesagt…

    Danke!

    Anonym hat gesagt…

    In Deutschland bietet Alianz für fondsgebundene Altersvorsorge jetzt auch ETF an (zwar nur 4 und alle von ComStage, aber immerhin). Nachzulesen hier ganz am Ende: https://www.allianz.com/de/presse/news/geschaeftsfelder_news/vermoegen/news_2011-02-03.html

    Anonym hat gesagt…

    Gute Adressen für Fondsspesenrecherche und Vergleiche hier:
    http://www.fondsweb.de/fondsvergleich

    Wertpapierkennnummer ISIN) Ihrer Wunschfonds eingeben und Performance und Kosten(TER) vergleichen.

    Ich bin jedenfalls KEIN großer Freund von fondsgebundener Lebensversicherungen mehr (alle 2! bis Laufzeitende BEITRAGSFREI gestellt, aber NICHT gekündigt) seitdem ich mir der WAHREN KOSTEN bewusst bin.
    Und die Fondsauswahl der Versicherer ist zumeist auch nicht berauschend (viele Eigenprodukte und i.d.R. KEINE kostengünstigen ETFs).

    Ich zahle daher lieber 25% vom wirklichen, endgültigen GEWINN beim Fonds- bzw. noch kostengünstigeren ETF-Fonds-Ansparen (wo ich jederzeit aussteigen kann), als dass ich mich lfr. binde und wo ca. 15% meiner Einzahlungen gar nicht veranlagt werden (größter Kostenblock ist die Beraterprovision - bei mir ca. 7% der Gesamtvertragssumme! - in den ersten 5 Jahren fällig!).
    Denn dies bedeutet einen Verlust vorab!.. der sich noch weiter erhöhen kann wenn die Fonds der fondsgebundenen Versicherung nicht so gut als geplant performen und z.B. zusätzlich noch mit hoher TER behaftet sind.

    Und wer zur Versorgung seiner Angehörigen einen Ablebensschutz braucht...
    einen solchen gibt es als Einzelprodukt kostengünstiger/flexibler als in der Kombination mit Ansparen.

    Nur meine Meinung - muss jeder für sich selbst entscheiden.

    Hubsen

    gegoogelte Infoauswahl siehe auch hier:
    http://www.arbeiterkammer.com/online/fondsgebundene-lebensversicherung-46855.html

    http://www.konsument.at/cs/Satellite?pagename=Konsument%2FMagazinArtikel%2FDetail&cid=318875051710

    http://www.webheimat.at/magazin/Finanzen/Archiv-Finanzen/Fondsgebundene-Lebensversicherung.html

    http://www.ufkb.de/unsere_meinung/bewertung_lebensversicherung.html

    http://ernesto68.40gigs.com/kundenschicksale.html

    Anonym hat gesagt…

    Ich habe aktuell auch einige Seiten der österreichischen Versicherungsanbieter durchgesehen.

    Fazit:
    Kosten immer noch intransparent.
    Fondauswahl immer noch großteils grottig mit hohen Gebühren.

    helvetia ist etwas positiv aufgefallen, es gibt einige brauchbare ishares ETF's die in der Fondsliste sogar hervorgehoben sind. Jedoch sind die gebühren weiterhin intransparent.