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Freitag, 3. Dezember 2010

Die Volkshilfe und die Ehrlichkeit, Teil 2

In einem früheren Posting (Volkshilfe überrascht: Kranke arbeiten weniger) habe ich darauf hingewiesen, dass die sogenannte "Studie" der Volkshilfe mit dem Titiel "Armut macht krank" genau das nicht beweist.
Die Volkshilfe hat zwar keinen Kommentar auf meinem Blog hinterlassen, aber mit einem privaten Email geantwortet.



In diesem Email wird behauptet, "andere Quellen"  würden "starke Indizien" belegen für die Behauptung, dass Armut krank mache (im Gegensatz zu Krankheit als möglicher Ursache für Armut) . Als einzige solche Quelle wird die Studie „Soziale Ungleichheit und Gesundheit“ des ÖBIG angeführt. Dort finden sich auch einige einschägige Behauptungen - wenn wir uns aber ansehen was eigentlich belegt wird sehen wir, dass es eher das Gegenteil ist. Zum Beispiel ist die Korrelation des Gesundheitszustandes mit dem Beruf höher als mit dem Einkommen (S.19: "Festzuhalten ist ferner, dass die einkommensbezogenen gesundheitlichen Ungleichheiten weniger stark ausgeprägt sind, als das bei den berufsgruppenbezogenen Ungleichheiten der Fall ist. ")  Beachte auch die Wortwahl: einkommensbezogene gesundheitliche Ungleichheiten, nicht einkommensverursachte.
Unter den Schlussfogerungen auf S.63 lesen wir: "Weitgehend ungeklärt ist noch, warum der Gesundheitszustand mit abnehmendem sozioökonomischen Status in der Regel schlechter wird." Im Klartext, es ist nicht bekannt ob "ökonomischer Status" Krankheit verursacht oder Krankheit dazu tendiert Arbeitsfähigkeit und damit Einkommen zu reduzieren - trotzdem posaunt die Volkshilfe ihre Behauptung hinaus als wäre sie eine bewiesene Tatsache.

Der zweite Punkt in meinem früheren Posting war folgender:
Da wir schon beim Thema Lügen sind: die Boschüre behauptete noch so nebenbei, dass die böse "neoklassische Wirtschaftstheorie" angeblich "das Vorhandensein zumindest eines Sockels armer und ausgegrenzter Menschen" fordere. Auch diese Unterstellung kommt ohne Beleg, nur mit einer allgemeinen Behauptung dass sich das bei Friedrich Hayek finde. Das ist besonders skurril:
Erstens hat Hayek schon vor über 60 Jahren ein Grundeinkommen befürwortet (siehe z.B. das Buch "Hayek on Hayek");
zweitens war gerade Hayek kein Neoklassiker (man kann natürlich diskutieren was genau Neoklassik meint, aber "rationale Erwartungen" und "Neutralität des Geldes" gehören wohl dazu, beides vertägt sich schlecht mit Hayek).
Auf diesen Punkt ist die Volkshilfe gar nicht eingegangen - immerhin, sie haben es nicht bestritten. Ist da vielleicht doch ein Ansatz von Ehrlichkeit vorhanden?

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